FLZ vom 02.01.2004,Alexander Keck

Ansbacher Hannes Patzke ist das herausragende Lauftalent in der Region

Der einsame Alleskönner denkt ganz realistisch

Obwohl der 18-Jährige zur Spitze in Deutschland zählt, glaubt er nicht an eine Karriere als Berufssportler

ANSBACH - Am Nachmittag des 31. Dezember, während andere Jungs seines Alters schon darüber sinnierten, in welchem Aufzug sie später zur Party gehen, hat sich Hannes Patzke den Sportdress übergestreift und die Tasche mit den Laufschuhen gepackt. Der Silvesterlauf in Höchstadt sollte seine letzte Einheit in diesem Jahr sein, so eine Art Training mit Zuschauern. Entweder hat er sich dann so gut gefühlt oder plötzlich Ehrgeiz entwickelt, jedenfalls lieferte der Ansbacher einen ganz starken Wettkampf ab und platzierte sich im Eliterennen auf Rang drei.

Mehr Sein als Schein, das passt ganz gut zu dem 18-Jährigen und zu dessen besonderem Merkmal, „der starken Psyche", die sein langjähriger Betreuer und Trainer, Hans Seeger, bemerkt hat. Das große Selbstbewusstsein, gewachsen durch die Erfolge im vergangenen Jahr, ist auch ein Grund für seine Spurtstärke. „Hannes scheint alles zu können: Sei es ein kurzer Spurt, ein Temporennen oder ein langer Spurt. Seine letzten Meter dürften noch so manchem Gegner das Fürchten lehren", brachte ein begeisterter Leichtathletik-Experte einmal zu Papier.

Vergangens Jahr lief Patzke mehrfach bei bayerischen und deutschen Meisterschaften auf das Treppchen, wird in der Bestenliste des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) über 3000 (8:29,47 Minuten) und 5000 Meter (14:52,38) unter den besten zehn A-Jugendlichen geführt. Seit Herbst gehört Patzke auch dem C-Kader des DLV an, als einziger aus der Region. Die Berufung war die Folge seiner guten Leistungen 2003 und die wiederum verdankt Patzke seiner „kontinuierlichen Entwicklung mit schönem Grundlagentraining" (Seeger). Neben der Bahn hat sich Patzke auch einen Namen als Crossläufer gemacht, kämpfte unlängst auf Einladung des DLV um die Qualifikation zur Europameisterschaft. So verschieben sich über die Jahre allmählich die Schwerpunkte in der Saison. „Früher waren die Bayerischen Meisterschaften das größte, heute schaut man schon eher auf die deutschen oder internationalen Wettkämpfe", sagt Patzke.

Begonnen hat seine Sportlerkarriere bei einem Dauerlauf mit dem marathonerfahrenen Vater. Da hielt der kleine Bub eine ganze Zeit lang gut mit und gab wenig später als Achtjähriger sein Wettkampfdebüt beim Ansbacher Hofgartenlauf. Nach Abstechern zum Fußball und Tennis begann Patzke 1996 ernsthaft mit der Leichtathletik beim TSV Ansbach. Vor drei Jahren wurde seine Karriere durch das Pfeiffersche Drüsenfieber gebremst. Die Krankheit kostete ihn fast eine ganze Saison. „ So richtig viel" trainiert er erst seit zwei Jahren, was in seinem Fall sechs Einheiten die Woche (insgesamt etwa 80 Kilometer) meint.

Laufen, Schule (nächstes Jahr steht das Abitur am Platen an), die Freundin in Coburg sowie die Neberisportarten Snowboarden und Mountainbike (wobei seine Trainer immer darum bangen, er möge diese Ausflüge unfallfrei überstehen) - das alles will unter einen Hut gebracht werden. Erschwerend kommt hinzu, dass Patzke fast immer alleine trainieren muss. denn seinem Tempo sind im Verein nicht mehr viele gewachsen. Dennoch rafft er sich auf, spult rund um Hennenbach seine Kilometer ab und warum das alles? „Weil es Spaß macht". Vielleicht auch, weil er Berufssportler werden will? Patzke schaut ungläubig über seinem Glas mit Apfelschorle auf und es scheint, als sei er auf diese Frage nun wirklich nicht gefasst gewesen. Vielleicht kommt es einem auch nur so vor, denn während er die ganze Zeit zügig und locker geplaudert und erzählt hat, hält er nun kurz inne. Schließlich: „Profi, das kann ich mir nicht vorstellen."

Zwar zählt Patzke zur Spitze in Deutschland, aber auf internationaler Ebene werden ganz andere Zeiten erwartet. Um für die Junioren-Welt- meisterschaft über 5000 Meter zugelas-sen zu werden, wird eine Meldezeit vonl 14:20 verlangt. Davon ist Patzke eine gute halbe Minute entfernt. Selbst Rüben Schwarz von der LSG Aalen, den Patzke bewundert („Dieser Stil, den müssten sie mal laufen sehen"), schafft diese Zeit nicht. Schwarz führt die DLV-Liste mit 14:27.84 Minuten an.  

Es ist wohl einfach so, dass sich Patzke mit Träumerein gar nicht abgibt. Diesen Eindruck bestätigt der leitende Landestrainer des Bayerischen Verbandes, Jürgen Mallow: „Der Hannes ist für sein Alter sehr selbstständig und denkt gut mit.". Mallow wird mit seinem Schützling im Februar für zehn Tage ins Trainingslager nach Italien gehen und im April nochmal für zwei Wochen nach Usedom. Der Trainingsplan sieht als Höhepunkt im zweiten und letzten A-Jugend-Jahr die deutschen Meisterschaften im Sommer in Heilbronn vor.

Darüber, wie Patzke sein Talent am besten nutzen kann, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Hans Seeger glaubt auch an Chancen im Cross und an die Europameisterschaften auf Usedom als realistisches Ziel. Mallow hingegen sieht in Patzke „nicht wirklich einen Crossläufer, er braucht festen Boden unter den Füßen" und glaubt eher an Erfolge auf der Straße. Seeger dagegen ist sich sicher: „Hannes hat als Bahnläufer absolut Perspektiven, die Straße hat noch viel Zeit".

Auf der Straße hat Patzke aber schon ein konkretes Ziel: „Einmal zusammen mit dem Vater den Berlin-' Marathon laufen." Wobei diesmal wohl der Sohn auf den Vater Rücksicht nehmen rnüsste.

 

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